Das Reich Gottes im Menschenherzen

Jakob Lorber, Gr. Evangelium Johannes, Bd. 3, Kap. 241

(2) Ihr wisset, daß ein jeder Mensch sich selbst, ganz unabhängig von der Allmacht des göttlichen Willens, frei aus sich nach der anerkannten göttlichen Ordnung ausbilden und ausformen muß, um auf diese Art ein freies Gotteskind zu werden.

(3) Das angeratene, kräftigste und somit wirksamste Mittel dazu ist die Liebe zu Gott und im gleichen Maße die Liebe zum Nächsten, sei er ein Mann oder ein Weib, jung oder alt, das ist eins.

(4) Der Liebe zur Seite steht die wahre Demut, Sanftmut und Geduld, weil die wahre Liebe ohne diese drei Nebenstücke gar nicht bestehen kann und keine wahre und reine Liebe ist.

(5) Wie aber kann der Mensch in sich erfahren, daß er in der reinen Liebe nach der göttlichen Ordnung sich ganz getreulich befindet?
(6) Der Mensch prüfe sich, so er einen armen Bruder oder eine arme Schwester sieht oder diese gar zu ihm um einen Beistand kommen, ob es ihn in seinem Herzen ganz offenliebig zum Geben freudigst und maßlos, seiner selbst ganz vergessend drängt! Verspürt er solches in sich, und das natürlich ganz vollkommen ernstlich und lebendig, so ist er als ein wahres Gotteskind schon reif und fertig, und die gemachten Verheißungen, die ein sogestaltig fertiges Gotteskind zu gewärtigen hat, beginnen da in die volle Realität zu treten und sich als wunderbar in Rede und Tat zu zeigen, und ihr werdet dadurch gerechtfertigt als Lehrer vor euren Jüngern erscheinen.

(7) Jene Jünger aber, bei denen die Verheißungen nicht offenbar werden, werden sich danach zu richten und es sich selbst zuzuschreiben haben, so bei ihnen die gemachten Verheißungen noch immer nicht zur Sicht gekommen sind; denn sie haben ihr Herz noch nicht völlig geöffnet der armen Nächstenmenschheit.

(8) Die Liebe zu Gott und die freiwillige Befolgung Seines erkannten Willens sind das eigentliche Element der Himmel im Menschenherzen. Es ist das die Kammer und die Wohnstube des göttlichen Geistes in einem jeden Menschenherzen; die Nächstenliebe aber ist ds Tor in diese heilige Wohnstube.

(9) Dieses Tor muß ganz geöffnet wein, damit Gottes Lebensfülle in solche Stube einziehen kann, und die Demut, Sanftmut und Geduld sind die drei weit geöffneten Fenster, durch die vom mächtigsten Lichte aus den Himmeln die heilige Wohnstube Gottes im Menschenherzen allerhellst erleuchtet und mit aller Lebensfülle aus den Himmeln durchwärmt wird.

(10) Alles liegt demnach an der freien und freudigst offensteen Nächstenliebe; die höchstmöglilche Selbstverleugnung ist die Offenbarung der Verheißungen selbst. - Da habt ihr nun die rechte Antwort auf die allerwichtigste Lebensfrage. Überdenket sie und tut danach, so werdet ihr gerechtfertigt vor euch selbst, vor euren Brüdern und vor Gott dastehen! Denn was nun der Herr Selbst tut, das werden auch die Menschen tun müssen, um Ihm ähnlich und also Seine Kinder zu werden. - Habt ihr dies alles verstanden?

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