Die Weisheit demütigt sich durch die Liebe

Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen


[Ste.01_017,13] In der Urkirche der Welt hieß es: „Ihr Menschen könnt nur durch die Liebe Gottes gelangen zu der sonst unerreichbaren göttlichen Weisheit!“ Mit Christus aber heißt es: „Nun bin Ich als die göttliche Weisheit Selbst, als der Weg und das Leben die Tür zur Liebe oder zum Vater. Wer nun zum Vater will, der muß durch Mich eingehen!“

[Ste.01_017,14] Wie aber? Etwa durch die Weisheit, weil Christus als die Tür die göttliche Weisheit Selbst ist? – O nein! Denn eben diese Weisheit ließ Sich demütigen bis auf das letzte Atom. Sie als die unantastbare Heiligkeit Gottes stieg unter alle Sünder tief herab; diejenige Weisheit, die ehedem kein allervollkommenster Engelsgeist in Ihrem Grundlichte ansehen durfte, ging jetzt mit Sündern um und speiste unter ihrem Dache und mußte Sich am Ende von heidnischen Kriegsknechten und Schergen ans Kreuz schlagen lassen!

[Ste.01_017,15] Aus dieser endlosen Demütigung der göttlichen Weisheit Selbst aber geht doch mehr als sonnenklar hervor, daß da niemand etwa mit seiner aufgeblasenen Weisheit in die Herrlichkeit des ewigen Lebens gelangen wird. Niemandem werden seine durchstudierten Bücher und Schriften zu Stufen in das Himmelreich werden, sondern allein seine wahre Demut und die wahre werktätige lebendige Liebe zum Vater.

[Ste.01_017,16] In Christus ging alle urgöttliche Weisheit in die Liebe zum Vater über; dadurch ward aus Sohn und Vater Eins. Desgleichen muß es aber auch bei dem Menschen der Fall sein. Bevor er nicht in seinem hochmütigen Verstande und in allen Begehrungen desselben, welche auf allerlei Ehrungen hinauslaufen, bis auf den letzten Tropfen gedemütigt wird, – ja, bevor er nicht alles der Liebe zu Füßen legen wird und darum erleiden wird eine kurze Verfinsterung aller seiner weltlichen Weisheit, wird er wahrlich nicht in die Herrlichkeit des Vaters eingehen.

[Ste.01_017,17] Christus mußte solches leiden und tun, um in die Herrlichkeit des Vaters einzugehen; also muß es auch ein jeder Mensch tun und muß Christus lebendig nachfolgen, wenn er in die Herrlichkeit des Vaters eingehen will.

[Ste.01_017,18] Christus aber hatte nicht auf Hochschulen studiert, um dadurch als ein hochgelehrter Weiser in die Herrlichkeit des Vaters einzugehen, sondern Seine Schule hieß: Demut und werktätige Liebe! Wenn aber Christus mit dieser Schule voranging, wie wollet denn ihr mit einer anderen ins Reich Gottes gelangen?

[Ste.01_017,19] Ich meine, mehr hierüber wäre wohl unnötig; denn aus der tiefsten Weisheit ist dieses sonnenklar erläutert. Tuet daher desgleichen, so werdet ihr leben! Amen.



(c) 2024 Leben mit Jesus